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  1. Mit Tee, Kajak & Chamäleon-Power

Mit Tee, Kajak & Chamäleon-Power

pädagogisch

Erzieherin Luisa ist 23 Jahre jung, liebt Tee am Morgen, Kajakfahren in ihrer Freizeit und begleitet im CJD BBW Gera Jugendliche auf ihrem Weg in ein selbstständiges Leben. Vor drei Jahren startete sie als Praktikantin in das Abenteuer, das sie heute mit Herz und Humor lebt.

Luisa arbeitet seit 2024 mit viel Power und noch mehr Ideen im Internatsbereich „Begleitendes Wohnen“. Kein Tag gleicht dem anderen: Ob beim gemeinsamen Kochen, beim Fitness oder bei nächtlichen Gesprächen – sie ist stets mit Empathie und einem offenen Ohr dabei. Besonders große Momente erlebt sie, wenn Jugendliche nach der Berufsvorbereitenden Maßnahme (BvB) in die Ausbildung wechseln und man sieht, wie sie daran wachsen und selbstständiger werden.

Im Interview erzählt Luisa, warum sie ihren Job mit einem Chamäleon vergleicht und was sie antreibt, jeden Tag ihr Bestes zu geben. Was macht ihren Job im CJD so besonders? Wie hält sie Regeln und Freiheit in Balance? Und warum macht manchmal schon ein ehrliches Lächeln den Unterschied? Hier kommen die Antworten!


Wie sieht ein typischer Tag im Wohnhof bei dir aus?

Nachdem ich morgens E-Mails, Applicas und das Wohnhoftagebuch gelesen habe, richtet sich der weitere Ablauf nach der Dienstzeit.

Im Frühdienst stehen meist organisatorische Aufgaben an – Lebensmittel bestellen, Pflanzen pflegen, Rehaplan-Gespräche führen oder Dokumentationen erledigen.

Im Spätdienst kommen nach und nach die Jugendlichen von Schule oder Ausbildung zurück. Dann unterstütze ich sie bei alltäglichen Dingen wie Kochen, Putzen, Hausaufgaben oder Lernen. Außerdem leite ich dienstags unsere Fitnessgruppe.

An manchen Tagen heißt es auch mal, Feste oder Spieleabende vorzubereiten, im Sommer stehen oft sportliche Aktivitäten draußen an. Da darf die CJD Insel als tolles Tool in der pädagogischen Arbeit natürlich auch nicht fehlen.

Im Nachtdienst ist es meist ruhiger, denn die Jugendlichen sind oft noch außer Haus und bei AGs, mit Freunden oder in der Stadt unterwegs. Für die, die da sind, begleiten wir das Abendessen und gestalten einen Teil der Freizeit, bevor um 22 Uhr Nachtruhe ist.

Welche Stärken braucht man in deinem Job?

Empathie ist sehr wichtig und ein gefestigtes Selbstbewusstsein, um auch in schwierigen Situationen ruhig zu bleiben. Außerdem braucht man Flexibilität und Kompromissbereitschaft, denn kein Tag ist wie der andere. Auch gute Kommunikationsfähigkeiten sind für die Arbeit und das Miteinander grundlegend wichtig.

Beschreibe deinen Arbeitsalltag mit einem Bild oder einer Metapher.

Mein Arbeitsalltag ist wie ein Chamäleon – immer flexibel, anpassungsfähig und bunt. Gute Laune ist dabei der Schlüssel, der viele Türen öffnet.

Was macht die Arbeit im CJD BBW Gera für dich besonders?

Hier darf jeder so sein, wie er ist. Man kann seine eigenen Interessen und Talente in die tägliche Arbeit einbringen und damit auch die Jugendlichen begeistern. Gerade diese Vielfalt macht das Team so stark. Jeder bringt seine Stärken und Schwächen mit und genau das ergibt ein tolles Miteinander.

Was ist die größte Herausforderung, wenn man Jugendliche im Alltag begleitet?

Allen Jugendlichen gleichermaßen gerecht zu werden, ist nicht immer einfach. Manche sind schon sehr selbstständig, andere brauchen intensive Betreuung. Das richtige Gleichgewicht zu finden, um möglichst individuell auf jeden einzugehen, ist oft eine Herausforderung.

Wie schaffst du es, Regeln und Struktur mit Freiheit und Vertrauen zu verbinden?

Jeder Jugendliche ist anders und lernt auf seine eigene Weise. Es gibt gewisse Grundregeln, die für alle gelten, aber man sollte auf persönliche Bedürfnisse und Lernwege eingehen. Wenn man merkt, dass Ausnahmen einem Jugendlichen helfen, sich besser zu entwickeln, ist das völlig in Ordnung. Besonders in der Arbeit mit jungen Menschen mit Autismus ist es wichtig, flexibel zu bleiben. Außerdem arbeiten wir nicht nur mit Jugendlichen, sondern auch mit jungen Erwachsenen. Sie brauchen natürlich Raum für eigene Entscheidungen und persönliche Entfaltung.

Wie unterstützt du die Jugendlichen dabei, selbst Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen?

Es gibt wechselnde Dienste für die Jugendlichen, zum Beispiel den Küchengrundreinigungsdienst, bei dem die Küche einmal in der Woche wieder richtig auf Vordermann gebracht wird. Manche Gruppen erledigen dies gemeinsam, in anderen Gruppen wird sich wochenweise abgewechselt. Allerdings gibt es auch feste Dienste, die im Normalfall wöchentlich gleichbleibend sind. Beispielsweise der Lebensmitteldienst, der die Gruppenküche wieder befüllt oder der tägliche Küchenreinigungsdienst am Morgen und am Abend. Aber auch dies ist nicht in Stein gemeißelt und jede Gruppe handhabt es etwas anders.

Meist ist es so, dass zu Beginn eines neuen Schuljahres jeder mitbestimmen darf, welchen wöchentlichen Küchendienst er übernehmen möchte. Wer morgens gern länger schläft, übernimmt eher den Abenddienst und wer gerne früh aktiv ist, den Frühdienst. Wenn jemand merkt, dass ein Dienst nicht mehr passt, beispielsweise aufgrund einer neuen Freizeitgruppe, die am Abend stattfindet, kann der bisherige Dienst selbstverständlich gewechselt werden.

Im Freizeitbereich fällt mir im Moment besonders unsere Gruppe der „Vielfaltsschmelze“ ein, die ich begleiten darf. In diesem Projekt wird unser Freizeitzentrum erneuert und kreativ umgestaltet. Die Jugendlichen bringen dabei eigene Ideen ein, treffen Entscheidungen und übernehmen Verantwortung, das stärkt sowohl ihr Selbstbewusstsein als auch das Gemeinschaftsgefühl. Jeder kann sich an der Arbeitsgruppe beteiligen und etwas bewirken. Jeder darf das tun, was er sich zutraut und dabei wachsen und manchmal sogar über sich hinaus.

Was bringt dich selbst an stressigen Tagen zum Lächeln?

Der Kontakt mit meinen Lieblingskollegen, Musik oder das Anschauen alter Fotos. Dabei kommen schöne Erinnerungen hoch, die sofort für gute Laune sorgen.

Was macht die Arbeit im Wohnbereich für dich einzigartig im Vergleich zu anderen Bereichen wie Schule oder Ausbildung?

Im Bereich Wohnen lernt man die Jugendlichen meist noch einmal von einer ganz anderen Seite kennen. Solange die grundlegenden Dinge funktionieren, darf sich jeder frei entfalten und wohlfühlen. Das merken auch die Jugendlichen.

Im Bereich der Freizeitgestaltung wird das besonders deutlich. In den verschiedenen Freizeitgruppen sind meist genau die Jugendlichen aktiv, die wirklich Lust auf die jeweilige Sportart oder den kreativen Bereich haben. Man kommt dabei auf eine ganz andere Art ins Gespräch. In der Chorgruppe habe ich immer das Gefühl, man kennt sich schon ewig, auch wenn sich die Gruppe, zu Schuljahresbeginn, erstmal wieder neu finden muss. Aber es macht unglaublich viel Spaß, gemeinsam zu singen, zu musizieren und neue Kraft zu tanken.

Wenn du für einen Tag eine Superkraft haben könntest, welche wäre das und warum?

Ich würde gerne fliegen können. Das würde nicht nur den einen oder anderen Weg über das CJD-Gelände erleichtern, sondern auch völlig neue Perspektiven und Eindrücke eröffnen.